Einsatz von alten Hunden

Bericht von Patricia Führing, der Begründerin des 1. AK Schulhund in Freiburg aus dem Jahr 2009 – jetzt in Memoriam an Schäferhund-Mix Kimba * 1999 † 2012

Graue Nasen

Seit dem Jahr 2002 und dem Medienrummel um „Jule in der Schule“ von Herrn Retzlaff boomen die Schulhunde in Deutschland. Es gibt nur positive Presseberichte und alle Beteiligten scheinen immer noch begeistert von dem Thema.

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Die gegründeten Arbeitskreise erfreuen sich einer positiven Resonanz und der Austausch unter den „Schulhundlern“ kann unendlich sein!

Hier möchte ich eine Seite beschreiben, die bis jetzt kaum zum Thema gemacht wurde, aber, aus ganz natürlichem Grund, immer mehr ebenfalls unser Thema werden wird:

„Unsere Schulhunde kommen in die Jahre! Und jetzt?“

Einige unserer Schulhunde sind schon in ihre wohlverdiente Rente gegangen und andere sind schon auf der anderen Seite des Regenbogens, wie die bekannte Labradorhündin Jule. Sie begleitete Bernd Retzlaff als Klassenhündin Anfang des Jahrtausends in die Ernst-Leitz-Schule (Hauptschule) im badischen Sulzburg und erhielt durch die Medien viel Beachtung.

Ich, Patricia Führing, möchte hier von Kimba, meinem Schulhund-Senior berichten. Kimba begleitet mich seit November 2002 in die Heinrich-Feurstein Schule in Donaueschingen. Da ich als Klassenlehrerin meine Klasse in der Mittelstufe immer 3 Jahre unterrichte, begrüßte er im letzten Schuljahr seine dritte Klasse, mit Schülern, die ihn schon seit ihrer Einschulung kennen.


Senior Kimba in der Schule

Leider werden auch Hunde nicht jünger, auch wenn man es sich so wünscht. Dieses Jahr wurde Kimba im April 10 Jahre alt und mit dem Schuljahr 2009/10 begann er sein 8.Schuljahr in der Heinrich-Feurstein-Schule.

Kein aufgeregter Hund mehr, der durch die Schule stürmt, keine Ruhe findet, immer Angst hat was Interessantes zu verpassen und die Schüler auch während des Unterrichts zu lustigen Spielen auffordert. Kimba gehört jetzt zu der etwas ruhigeren Sorte, der es auch mal gemütlich liebt. Er liebt seinen geregelten Tagesablauf, seine vertrauten Kollegen und Schüler. Seine Nickerchen werden länger und tiefer mit kleinen Schnarcheinheiten.

Er schläft jetzt auch tiefer und ist dann „ganz weg“, was bedeutet, dass er bei Berührungen auch richtig erschrecken kann. Darauf nehmen wir Rücksicht. Auch wenn er mitten im Weg liegt, muss er nicht aufstehen, sondern wir steigen drüber oder gehen außen herum. Für die Schüler war der Anblick eines tief schlafenden Hundes neu „Lebt er noch?“. Die Augen nicht ganz geschlossen und verdreht, sieht er nicht immer sehr lebendig aus!

Seine jetzige 5.Klasse begleitet er das zweite Schuljahr und ich bin sehr erleichtert, dass sein Stundenplan „Kimba gerecht“ ausgefallen ist. Maximal 4 Stunden mit der ganzen Klasse am Tag und fremde Schüler nur in ganz kleinen Gruppen oder während der Kooperation einzelne neue Schüler. Kein Wechsel der Klasse und auch immer noch das bekannte Klassenzimmer.

Schon im letzten Schuljahr wurde mit der Klasse, aber auch mit den Eltern besprochen, dass es nicht klar sein wird, wie lange Kimba die Klasse begleiten kann. Dass wir genau darauf achten werden, wann für ihn das Schulleben zu anstrengend wird. Aber auch, dass die Schüler berücksichtigen müssen, dass sie keinen jungen Hund um sich haben, sondern einen Senior, der nicht mehr alles mitmachen kann. Von den Eltern kam als Rückmeldung, dass sie es ganz gut finden, denn so erfahren die Kinder den Kreislauf des Lebens.

Von den Schülern kommt sehr viel Verständnis und Rücksichtnahme, wobei ich ihnen oft gerne einen aktiven Mitspieler wünschen würde, der noch alle Aktivitäten mitmachen kann. Aber durch sein Alter mit beginnender Arthrose an verschiedenen Gelenken und einem erhöhten Ruhebedürfnis, was auch sein Frauchen inzwischen beschleicht, muss man ihm jetzt kleine Grenzen stecken, die er von sich aus noch nicht einhalten würde!


Das Seniorenprogramm

Bei Schulfesten wird Kimba jetzt als „ältester Kollege der Heinrich-Feurstein-Schule, der schon in Rente gehen hätte können!“ begrüßt und das spricht ja schon für sich!

Abgesehen von ein paar kleinen Wehwehchen können wir von Glück reden, dass Kimba gesundheitlich noch recht fit ist und er immer noch mit freudig erhoben Schwanz den Schulhof betritt. Aber trotzdem muss für ihn jetzt mitgedacht werden, damit er sich körperlich nicht übernimmt. Verrückte Fangspiele im Pausenhof oder Ballspiele im Klassenzimmer waren schon immer verboten, aber auch körperlich anspruchsvolle Parcours und aufregende Lerngänge werden nun stark gekürzt.

Auch anstrengende Aktivitäten bei Aufführungen wurden jetzt ebenfalls stark eingeschränkt. Dabei stoßen wir aber auf großes Verständnis bei den Schülern, denn sie übernehmen gerne die Rolle des Hundes und spielen begeistert eine Hundegruppe mit verschiedenen Charakteren. So entstand im letzten Schuljahr die 20 minütige Aufführung „Kimba und seine Freunde“. Kimbas Rolle war dabei sehr klein, aber alle hatten ihren Spaß und waren mit Begeisterung dabei.

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Mehr Fantasie musste ich allerdings aufbringen, wie ich Kimba reduziert, aber immer noch effektiv, im Unterricht einsetzen kann. Natürlich sind diese einfachen Aufgaben nicht nur für Senioren durchführbar, aber bei mir entstand erst jetzt das Bedürfnis Kimba stärker und gezielter bei der Förderung der Kompetenzen einzusetzen. Darum nenne ich es Kimbas Senioren-Progamm. Und das Ergebnis ist erfreulich:

Kimba als Lesemotivator

Zur Motivation einer Schülerin, die nur noch wenig für gezielte Leseübungen zu begeistern war, entwarf ich ein kleines Heft, das Kimbas Lebensgeschichte erzählt. Da Kimba und diese Schülerin ein sehr gutes Verhältnis hatten, war die Begeisterung groß und die Motivation die vorgegebene Seite zu üben und anschließend Kimba vorzulesen sehr stark. Die beiden zogen sich nun regelmäßig auf die Lesedecke zurück und das Mädchen las dem geduldigen Zuhörer in aller Ruhe eine ganze Seite vor.Inzwischen besitzt die ganze Klasse dieses „Kimba-Buch“. Die Schüler tragen sich morgens in eine Liste ein und lesen neben dem Unterricht Kimba ihre geübten Abschnitte vor. Das Buch wird jetzt immer dicker, damit die Kinder immer neuen Lesestoff üben können.

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Für mich am Interessantesten sind die kleinen Gespräche, die mit Kimba während des Lesens geführt werden. Z.B. „Kimba, Du musst noch ein bisschen zuhören. Ich darf Dir erst ein Leckerchen geben, wenn ich fertig bin!“ Auffallend ist dabei auch in welcher Ruhe die Kinder lesen, selbst die, die vor der ganzen Klasse sehr unsicher sind.


Der Stuhlkreis mit Kimba

Verschiedene Aufgaben, die zur Wiederholung des Unterrichts notwendig sind, werden mit Kimba durchgeführt. Hier zwei Beispiele:1. Kettenrechnen: zu einer Anfangszahl wird eine bestimmte Zahl addiert, das nächste Kind zählt diese Zahl zum Ergebnis dazu usw.. Hört sich einfach an, ist für die Kinder aber doch nicht so einfach. Besonders für die mit Konzentrationsproblemen. Erschwerend kommt für die Schüler hinzu, dass für jede richtige Lösung Kimbas Hütchen von Doggy Brain (von Karlie) mit einem Leckerchen gefüllt wird. So entsteht eine künstliche Pause und das nachfolgende Kind muss sich das Ergebnis seines Mitschülers unter Ablenkung noch länger merken. Sind alle Hütchen gefüllt, darf Kimba sein Doggy Brain leeren. Anschließend setzen wir das Kettenrechnen fort. Ganz erstaunlich dabei ist, wie ruhig die sonst muntere Klasse ist. Aber nicht aus Rücksicht auf die Mitschüler, sondern weil sie feststellten, dass Kimba bei einer gewissen Lautstärke unruhig wird und nicht mehr so geduldig wartet.

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2. Futterbeutel mit Schleife: Wir sitzen im Stuhlkreis und die Kinder bekommen eine Aufgabe gestellt. Mal sind es Fragen zum Unterrichtsthema, aber auch nur das Aufsagen des Datums oder der Uhrzeit. Die Kinder lösen die Aufgaben im Kreis, ist die Antwort richtig, dürfen sie Kimba ein Leckerle aus dem Futterbeutel geben. Um dies etwas zu erschweren und noch weitere Fähigkeiten zu fördern, ist um den Futterbeutel eine Schleife gebunden, die nicht nur geöffnet, sondern auch wieder neu gebunden werden muss! So lernten im Laufe des letzten Schuljahres fast alle Schüler Schleifen zu binden, übten sogar freiwillig zu Hause, damit es in der Schule nicht so peinlich wird!


Kimbas Futterrituale Nach wie vor bin ich begeistert von dem morgendlichen Füttern von Kimba. Immer wieder bin ich erstaunt über die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Kinder, aber am Ende bekommt Kimba dann doch eine volle Schüssel serviert:

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1. Wasser mit dem Wasserkocher erhitzen. 2. Futter nach vorgegebener Menge (Messbecher) der Futtertonne entnehmen und den Napf füllen. 3. Zusatzfutter in vorgeschriebener Menge beigeben. 4. Kochendes Wasser mit kaltem Wasser in einem Becher so mischen, dass warmes Wasser über das Trockenfutter geschüttet werden kann. 5. Futter 5 Minuten aufweichen lassen. 6. Futternapf Kimba servieren: Kimba geht ins Sitz und frisst erst nach dem Kommando „Jetzt“.

Dieses Ritual führt der Kimbadienst durch, und das sehr gewissenhaft! Es ist unglaublich, wie viele Bereiche von Fähigkeiten bei diesem Futterritual einfach so nebenher gefördert werden. Allein schon das Durchsetzungsvermögen gegenüber dem manches Mal ungeduldigen Hund, die kleinen Gespräche, die mit ihm geführt werden, das Messen der Wassertemperatur und der Futtermenge, das Training des Langzeitgedächtnisses und vieles mehr.

In diesem Schuljahr haben wir diese morgendliche Fütterung ausgebaut: mit dem Kong! Dazu wird eine Scheibe Käse in 3 Teile geteilt und davon 2 Teile an die Innenseite des Kongs geklebt, der Kong mit dem aufgeweichten Futter gefüllt und anschließend mit dem 3.Streifen Käse gedeckelt! Als willkommene Variante eignet sich auch ein Gemisch aus Futter und angebräunten Bananen oder mit Quark oder Joghurt.

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Ich kam auf diese Idee durch das Lesen von verschiedenen Lektüren über Stress (und dessen Abbau) bei Hunden und durch die schnell zu machende Beobachtung: Kimba ist beim Fressen kein Genießer, sondern erinnert eher an einen Staubsauger. Also mehr Vorfreude als Genuss!

Mit den Kindern stoppte ich die Zeit, die Kimba zum Leeren seines Napfes benötigt (57 Sekunden) und stellte ihnen die Kongfütterung vor (bis zu 20 Minuten). Nach einer kurzen Anleitung war es nicht mehr notwendig ein Kind an den Kong und seine Füllung zu erinnern. Spannend war dabei für mich die Reaktion der Kinder bei der Füllung mit dem matschigen Futter! Es kostete sicherlich manchen etwas Überwindung, an den Gesichtern war anfangs nicht nur Freude zu sehen. Dafür sind sie super stolz, wenn Kimba einige Zeit zur Leerung des Kongs (bedeutet ja eine gute Füllung!) benötigt und nicht gleich alles rausfällt, wenn er den Käsedeckel abgeschleckt hat.

Inzwischen denken sich die Kinder auch neue Varianten selbst aus. Sehr interessant, was ihnen alles einfällt!


Unsere SISSI-COOL als Unterstützung für Kimba

Kimba ist nicht der Hund, mit dem man alles machen kann. Als ich ihn mit 1 1 /2 Jahren bekam, zeigte er deutlich, dass er einige Sachen, die ich von meinen bisherigen Hunden gewöhnt war und als selbstverständlich betrachtete, nicht kannte oder auch nicht mit sich machen ließ.

Dieses „nicht mit sich machen lassen“ betraf hauptsächlich alle Bereiche der Pflege, aber auch das Anfassen bestimmter Körperstellen oder das Umarmen. Trat ihm jemand aus Versehen auf den Schwanz oder die Pfote, so zeigte er starke Abwehrreaktionen. Durch den Aufbau des Vertrauens, aber auch durch gezieltes Üben zeigt er diese Abwehreaktionen inzwischen nicht mehr. Er lässt sich kämmen und an allen Körperstellen berühren. Kommt es einmal zu einem Unglück und er, bzw. sein Fell, wird eingeklemmt, springt er auf und kommt sofort zurück um die Entschuldigung abzuholen.

Für ihn als Schulhund bedeuten diese Bereiche, die leider trotz aller Vorsicht in der Schule vorkommen können (auch das auf den Schwanz treten!), dass er sie möglichst souverän bewältigt. Durch die Regeln, die meine Schüler mit Kimba erarbeitet hatten, wissen sie, dass er nicht umarmt werden möchte, was kaum ein Hund gern hat. Aber das Kuschelbedürfnis der Kinder ist noch so groß, dass sie ihre Liebe dem Hund gerne durch Umarmungen verdeutlichen möchten. Aber hier müssen durch präventives Agieren auch Beißvorfälle in den Familien vorgebeugt werden! Das Regelfoto „Kimba nicht umarmen!“ zeigt ihn mit abweisender Körperhaltung, während er von mir umarmt wird. Seine Körpersprache ist für die Schüler sehr deutlich! Es ist auch zu beachten, dass allgemein beim Umarmen das Gesicht des Hundes nicht gesehen werden kann (Gesicht an Gesicht).

Um den Kindern aber einen kleinen Ersatz zu bieten, bekam Kimba eine Hundekollegin: Sissi-Cool! Sissi-Cool, den Namen erhielt sie von der Klasse, hat ungefähr die Größe eines Cockers, die Färbung eines Bernhardiners, das weiche Fell bietet sich zum Streicheln und Kuscheln an und ihre Art sich anzuschmiegen überbietet nicht mal eine Schmusekatze. Außerdem ist Sissi-Cool ein überaus gut sozialisiertes Hundemädchen: sie lässt sich alles gefallen, kann gedrückt, geschleppt, geknutscht werden. Sie benötigt kaum Pflege, muss nicht gefüttert und Gassi geführt werden und kann auch mal im Bollerwagen ein paar Tage alleine bleiben! Der ideale Schulhund!

Aber wie gesagt, nur ein kleiner Ersatz, denn Sissi-Cool ist ein Stoffhund! Enorm fand ich es trotzdem, welche Rolle Sissi-Cool in der Klasse übernahm: Sie wurde wirklich ständig von einzelnen Schülern herumgeschleppt und betüttelt, wie man es mit Kimba nie hätte machen können und dürfen. Zu den Förderstunden ging sie mit den Schülern und sie wurde auch mit nach Hause genommen, kam am nächsten Schultag pünktlich wieder zur Schule.

Viele Schüler äußerten öfter den Wunsch Kimba einmal mit zu sich nach Hause nehmen. So hatten sie eine Art Kimba-Ersatz. Da Sissi-Cool nicht gerade Handtaschengröße hat, kann Sissi-Cool nicht unauffällig im Schulbus transportiert werden, sie ragte mindestens mit dem Kopf aus ihrem Transportsack heraus. Das war aber den Schülern, auch den Jungs, nie peinlich.

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Die größte Begeisterung hat sich inzwischen gelegt, Kimba und Sissi-Cool gehören zu ihrem Schulalltag. Sissi-Cool ist etwas weicher geworden, hat ein kleines geflicktes Loch vom vielen Durchgeschmust werden. Aber sie ist immer noch bei den Kindern als Schmusetier unterwegs, mal mehr, mal weniger. Sie verbringt kaum ein Wochenende einsam im Klassenzimmer, in den Ferien ist sie immer „in Pflege“. Und sie ist einfach eine enorme Entlastung für Kimba und ich kann diese Schulhund-Ergänzung für alle Schulhunde nur weiter empfehlen!


Kimbas Höhle Kimba hatte schon immer ein Körbchen und meinen, an 3 Seiten geschlossenen Schreibtisch als Ruheplatz im Klassenzimmer. Von daher dachte ich eigentlich weniger daran, dass er noch zusätzlich eine Hundebox benötigt, in die er sich zurück ziehen muss.

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Die Schüler meiner Klasse sind allerdings begeisterte Höhlenbauer, ständig wird das Klassenzimmer umdekoriert und die Pausen mit Höhlenspielen verbracht. Nicht nur die Kinder sind davon begeistert, sonder auch Kimba. Häufig hielt er sich in den Höhlen auf, nicht nur in den Pausen mit den Kindern, sondern auch während des Unterrichts zog er sich gerne in eine Höhle zurück. Aus hygienischen Gründen (die Decken voller Kimbafussel), aber auch aus mangelndem Überblick, was in den Höhlen mit Kimba und den Schülern abläuft, sah ich dies nicht so gern. Auch aus diesem Grund bekam Kimba jetzt seine eigene Höhle, extra groß, damit er seine alten Gelenke auch mal ausstrecken kann und ohne viel Mühe in die Box kommt.

Unglaublich, wie gut er diese Box annahm: Er schläft zwar weiterhin viel unter den Schülertischen oder liegt dösend mitten im Weg, aber für den ganz tiefen Schlaf zieht er sich in seine Box zurück, womit ich nicht gerechnet hatte! Die Schülerhöhlen findet er zwar nach wie vor interessant, aber er nahm den Ersatz wirklich erfreut an.

Unser Alltag:

Von vielen Schulhund-Einsteigerkolleg*innen bekomme ich die zahllosen Schwierigkeiten mit, die mit der Schulhundlaufbahn anfangs auf einen zukommen: Die Eingewöhnung des Hundes, die aufgeregten Kinder, die zu überzeugenden Kollegen und Eltern, die Umstellung auf das Anhängsel Hund im Schulalltag, das Temperament des Junghundes u.s.w. Dies alles haben Kimba und ich schon lange hinter uns. Wobei ich natürlich mit einer neuen Klasse auch wieder von „vorne“ anfangen muss, aber eben keine Grundsatzarbeit mehr leisten muss, denn Kimba ist ein bestehendes Inventar der Schule und kaum noch wegzudenken.

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Ich kann mich auf die Umstellung von Kimba auf seine neue Klasse konzentrieren und das ist schon (für Kimba) schwierig genug, was mich immer wieder auf´s Neue überrascht. Auch nach so vielen Jahren Schulhunderfahrung zeigt sich ganz deutlich, wie viel Sicherheit der Hund nicht nur über seinen Besitzer erhält, sondern auch durch seine Klasse, die er nach einer gewissen Zeit einzuschätzen weiß.

Meine Vorteile sehe ich darin, dass Kimba inzwischen eine gewisse Ruhe in sich hat, von der er als Junghund noch weit entfernt war: ALLES war interessant und NICHTS wollte er verpassen! Fand er endlich seine Ruhe, schlief im Körbchen, war nur das Stühlerücken in der Klasse oder ein Schüler, der das Klassenzimmer verlässt oder neu betritt, wieder aufregend genug und die Ruhephase für ihn beendet! Jeder Klopfende an der Tür musste begrüßt werden, ob er es wollte oder nicht. Bewegungsspiele mit der Klasse mussten durch den aktiven Hund besonders geplant werden. Rennende Kinder waren besonders interessant und Stilleübungen mit ihm eine Herausforderung.

Heute begleitet er seine Klasse in einer gewissen Gelassenheit, die sich sicherlich auch auf die Schüler überträgt. Er ist für sie gut einschätzbar und sie können ihn immer besser „lesen“. Sein Temperament (er ist noch keine Schlaftablette, aber eben kein Temperamentsbündel mehr!) entspricht ihrer Reaktionsfähigkeit und sie haben dadurch die Möglichkeit entsprechend auf ihn einzugehen.

Die Regel „Wenn Kimba auf Dich zu rennt, bleibe stehen!“ brauchen wir nicht mehr, es ist auch kein Thema mehr, dass er an Kindern hochspringt. Das ermöglicht uns, dass Kimba in der Schule auch ohne Leine laufen kann. Die Schüler führen ihn zwar gerne an der Leine, was natürlich bei gegebenem Anlass genutzt wird, aber er kann mit mir auch frei durchs Schulhaus laufen und so selbstständig Kontakt zu einzelnen Personen (und leider immer noch zu Mülleimern) aufnehmen.

Durch seine jahrelange Anwesenheit ist er allen Schülern bekannt und er hat seine eigene Fangruppe. Mit ihnen führt er ein gewisses Eigenleben, in das ich mich sehr selten einmischen muss. Dadurch können noch unsichere Schüler, die nicht in seiner Klasse sind, ihre Mitschüler im Umgang mit ihm beobachten und erkennen, dass von Kimba keine Gefahr ausgeht. Besonders unsere „Kleinen“ bauen im Laufe der Zeit eine ganz selbstverständliche Beziehung auf, die ich erfreut beobachte. Denn ich fand es immer sehr störend, wenn zu viele Kinder auf ihn zustürmten, er bedrängt wurde und ich die Kinder abwehren musste.


Und jetzt?

Neidvoll schaue ich auf alle Junghundbesitzer, die am Anfang ihrer Schulhundlaufbahn sind und, wahrscheinlich, noch viele Jahre mit ihrem Hund vor sich haben. Neidvoll schaue ich auf die Hundebesitzer, die ihre Hunde schon gut eingeführt haben und nun, nach dem Anfangsstress in den Genuss des Schulhundlebens kommen. Neidvoll schaue ich aber auch auf mich und Kimba als Team, das schon viel zusammen erlebt hat, viele Kinderherzen höher schlagen ließ und im Moment zusammen so ein angenehmes Leben führen, dass es noch unendlich lange so weiter gehen könnte!

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Weniger neidvoll schaue ich auf mich, die sich Gedanken darüber machen muss, wann es für Kimba zu viel wird. Wie ich es merke und wie ich dann seine Schulhundlaufbahn für ihn und die Klasse angenehm auslaufen lasse.

Und gleichzeitig kommt auch der Gedanke hoch, wie die Klasse seinen vielleicht schnellen Abschied verkraften wird. Besonders in der jetzigen Klasse ist die Beziehung einzelner Schüler zu ihm besonders intensiv. Und dann wird es kein Abschied, den ich für mich alleine abmachen kann, sondern mit meiner Klasse.

Aber bis dahin genieße ich auf jeden Fall mit meiner Klasse noch den Senior und wir machen ihm sein Schulleben bis zum Beginn seines Rentnerdaseins so angenehm wie möglich!!!