Gleichwürdigkeit

Der Begriff „Gleichwürdigkeit“ stammt von dem Familientherapeuten Jesper Juul (1948 -2019), der nach einem Weg in der Erziehung gesucht hat, der weder autoritär noch antiautoritär ist.[1]

Dieses Erziehungskonzept ist für eine innerartliche Umgangsweise zwischen Erwachsenen und Kindern entwickelt worden. Es lässt sich aus Sicht des Qualitätsnetzwerk Schulbegleithunde e.V.[2] aber auch auf den zwischenartlichen Umgang von Menschen und Hunden übertragen. Dieses Modell der Beziehung und des Umganges steht den autoritären und aversiven Methoden diametral gegenüber und kennzeichnet einen Paradigmenwechsel auch in der Beziehung und im Umgang zwischen Menschen und Hunden.

Die Grundprinzipien der Gleichwürdigkeit auf die Mensch-Hund-Beziehung zu übertragen heißt:

  • Die Beziehung ist vom Respekt voreinander und der Anerkennung der Würde des jeweils anderen geprägt.
  • Gleichwürdigkeit in der Beziehung zwischen Mensch und Hund bedeutet einen Umgang, der die Persönlichkeit und die Bedürfnisse des Hundes anerkennt, eigenständige Entscheidungen respektiert und selbständiges Handeln des Hundes zulässt.
  • Diese Beziehung ist aber keine gleichberechtigte, denn Hunde haben nicht die gleichen Rechte und Pflichten wie der Mensch.
  • Die Verantwortung für das Handeln des Hundes kann der Mensch nicht an den Hund abgeben. Das heißt, wir sind immer verantwortlich für ein angemessenes Verhalten gegenüber Menschen und seinen eigenen Artgenossen. Wir als Teampartner Mensch müssen Gefährdungen von Menschen und Hunden im Vorfeld erkennen und diese verhindern bzw. abwehren.
  • In der Erziehung muss immer von den Stärken und Fähigkeiten ausgegangen werden. Eine defizitorientierte Haltung ist unproduktiv und unethisch.
  • Eine tragfähige Mensch-Hund Beziehung kann sich nur entwickeln, wenn Gefühle und Bedürfnisse des jeweils anderen ernst genommen werden.
  • Hunde sehen sich in Beziehung zu anderen. Sie sind ursprünglich sozial und sollten von uns so beeinflusst werden, dass tragfähige Mensch-Hund Beziehungen entstehen. Erfolgt diese Beeinflussung unter Beachtung der Prinzipien der Gleichwürdigkeit, können sich Hunde in die menschliche Gesellschaft einfügen ohne missbraucht bzw. ausgebeutet zu werden.

[1] Juul, J. (2020). Dein selbstbestimmtes Kind. (3. Aufl.) Kösel Verlag

[2] https://schulbegleithunde.de/wp-content/uploads/2022/01/0-Brosch%C3%BCre-Gleichw%C3%BCrdigkeit-Homepage-PDF.pdf

Das QNS hat eine kostenlose Broschüre zu dem Thema herausgegeben: „Gleichwürdigkeit zeigen und leben“ –> Infos