Aversive Trainingsmethoden sind Prozeduren, die unerwünschte Verhaltensweisen von Hunden zu verhindern suchen, indem sie die das Verhalten auslösende Situation oder das Verhalten selbst mit der Emotion Angst verknüpfen.
Derlei Lernwege reduzieren das Verhaltensrepertoire und somit das Selbsteffiziensempfinden eines Hundes und führen nicht selten zu kaum kontrollierbaren Fehlkonditionierungen. Diese können Bestandteile des schulischen Umfeldes zu konditionierten Angstauslösern werden lassen und erzeugen „poisoned cues“.
Dabei ist nicht allein die Intensität der Angstauslösung zu berücksichtigen. Wiederholte geringfügige Einsätze von aversiven Reizen können (Abstufungen der) „Erlernten Hilflosigkeit“ nach Seligman auslösen.
Aus diesen Gründen ist auf Prozeduren und Hilfsmittel vollständig zu verzichten, die auf folgenden oder ähnlichen angst- und hilflosigkeitsvermittelnden Maßnahmen beruhen:
- Schock- und Schreckreize
- Schmerzen (auch niedriggradig)
- Einschränkung der Atmung, Verringerung der Durchblutung einzelner Körperteile
- kettenartig wiederholte Handlungseinschränkungen
- psychische oder physische Konfrontationen (auch durch Imitation hundlichen Ausdrucksverhaltens)
- Entzug der sozialen Bindung
Kompetenzerzeugende Methoden
Die Trainingsmethoden in der Erziehung eines Schulhundes müssen geeignet sein, den Hund gelassen und sicher in schulischen und außerschulischen Settings agieren zu lassen.
Um dies zu erreichen, müssen zumindest folgende übergeordnete Lernziele verfolgt werden:
- ein vielfältiges Verhaltensrepertoire erreichen (Selbsteffiziernsempfinden)
- sicher durch die Bezugsperson abrufbares Verhalten (Signalsicherheit) aufbauen
- sicher durch Umweltsignale auslösbares Verhalten erzeugen (Bsp. Matte/Box als selbstgewählter Rückzugsort in Stresssituationen: „Sicherer-Hafen-Ansatz“)
- typischerweise von Hunden als aversiv gedeutetes menschliches Verhalten mit angenehmen Emotionen verbinden (Bsp. Überbeugen, frontale Begegnungen, Umfangsvermehrungen usw.)
Lernwege zum Vermitteln neuer Verhaltensweisen beruhen dabei auf:
- Angewandter Verhaltensanalyse, also systematischen, positiven Verstärkerwegen
- Berücksichtigung der aktuellen Erkenntnisse affektiver Neurowissenschaft
Die folgenden Lernwege zur Vermeidung und zur Veränderung unerwünschten oder unsicheren Verhaltens ersetzen aversive Prozeduren:
- kompetente Anwendung des Konzepts „Nicht-aversive-Unterbrechung“ unerwünschten Verhaltens
- systematische Verstärkung von mit dem unerwünschten Verhalten nicht vereinbarer, erwünschter Verhaltensweisen (DRI: Differenzielle Verstärkung inkompatiblen Verhaltens)
- systematische Verstärkung von alternativen Verhaltensweisen zum erwünschten Verhalten (DRA: Differentielle Verstärkung alternativen Verhaltens)