Auswahlkriterien für Hundeschulen – Welche ist die richtige für mich und meinen Hund?!
Das Angebot an Hundeschulen ist unüberschaubar groß geworden da es keine staatliche Regelung des Berufsbildes Hundetrainer und Verhaltensberater nach einheitlich festgelegten Qualifikationsmerkmalen gibt. Jede Person darf sich Hundetrainer*in bzw. Verhaltensberater*in nennen, wenn er/sie eine Prüfung nach § 11 TschG beim Veterinäramt abgelegt hat. Diese wird allerdings regional sehr unterschiedlich durchgeführt und sagt leider nichts über die Qualität der Arbeit aus.
Daher hast du als Hundehalter*in,der/die seinen/ihren Hund unter fachkundiger Anleitung ausbilden möchte, Beschäftigungsmöglichkeiten für sich und seinen Hund sucht oder Unterstützung bei der Lösung eines Problemverhaltens benötigt, nur schwer die Möglichkeit im Vorfeld eine gute von einer schlechten Hundeschule zu unterscheiden. Zudem scheinen viele Hundeschulen und ihre Trainer „Alleskönner“ zu sein, sodass auch eine Auswahl nach Schwerpunkten oft nicht möglich ist. Somit sind schlechte Erfahrungen für Hund und Halter leider keine Seltenheit und viele Hundeprobleme sind „hundeschulgemacht“.
Ein paar Anhaltspunkte zur Überprüfung der Qualifikation der Trainer und ihrer Arbeitsweise gibt es aber doch. Diese kleine Checkliste soll dabei behilflich sein.
- Lehne die Verwendung von Starkzwang- oder anderen aversiven Trainingshilfsmitteln ab!
Die Ausbildung über Würge- oder Stachelhalsbänder und Leinenruck sollte mittlerweile tabu sein. Ausbildungsmethoden, die vor allem auf Schmerz, Zwang und Einschüchterung basieren, schaden dem Hund nachhaltig! Ebenso wie der Einsatz aversiver Trainingshilfsmittel wie z.B. Disc-Scheiben, Rappeldosen, Wasserpistolen oder Sprühhalsbänder. Sie vermögen (bei „richtiger“ Anwendung) kurzfristig und schnell eine Besserung bei Problemen erzielen – die Liste der langfristigen negativen Konsequenzen auf das Verhalten des Hundes werden dabei leider in der Regel beim Einsatz nicht berücksichtigt und vor allem oftmals nicht erklärt! Daher fehlt dem/der Hundehalter*in oft die Möglichkeit einer objektiven Einschätzung zur Entscheidung, ob ein solches Training für den Hund überhaupt erwünscht ist.
- Achtung: Nicht immer ist „positiv“ drin wo „positiv“ drauf steht!
Kaum noch eine Hundeschule oder ein Hundetrainer, der nicht über „positive Verstärkung“ arbeitet. Der Einsatz von Clickern, Markern und Belohnungen sind fast schon Standard – erfreulicherweise! Allerdings ist nicht immer und überall nur positiv drin, wo positiv drauf steht! Solange sich der Hund angepasst und korrekt – also im Sinne unserer Vorstellung angepasst und korrekt –verhält, dann gibt es einen Click und ein Leckerchen oder ein ganz dickes Lob! Leider hört hier dann aber auch bei vielen Trainern die Arbeit über positive Verstärkung schon wieder auf. Zeigt ein Hund „problematisches“ Verhalten wird doch schnell zu anderen Maßnahmen gegriffen wie z.B. Rappeldosen (aversives Hilfsmittel s.o.), „Impulsen“ am Halsband (netteres Wort für „Leinenruck“) oder sogenannte „Cuts“ in die Bauchfalte, um nur einige zu nennen. Jede dieser Maßnahmen sollen den Hund natürlich nur leicht erschrecken und auf keinen Fall ängstigen oder einschüchtern. So werden sie zumindest erklärt. In der Praxis handelt es sich aber schlichtweg um aktive Strafen, welche natürlich wirksam sind, wenn die Regeln zum Einsatz von Strafe richtig angewendet werden. Und das beinhaltet u.a. auch, dass die Strafe den Hund deutlich beeindrucken muss. Aber das hat dann definitiv nichts mehr mit positiver Verstärkung zu tun! Also hinterfragen – hinterfragen – hinterfragen.
- Frage nach der Qualifikation!
Die Trainer der Hundeschule sollten über eine fundierte Ausbildung im Umgang mit Hunden und Menschen verfügen und in der Lage sein, diese auch nachzuweisen. Dabei geht es nicht um eine Anhäufung von großen Namen und Zertifikaten aus besuchten Vorträgen oder einzelnen Seminaren, sondern um eine umfassende, professionelle Qualifizierung für die Arbeit als Hundetrainer*in oder Verhaltensberater*in.
- Erfahrung und Ausbildung – diese Mischung macht´s!
Gut ist es, wenn Erfahrung im Umgang mit verschiedenen Hunden und Rassen vorliegen. Doch Erfahrung allein ist nicht alles! Manche Ausbilder*innen arbeiten seit 20 Jahren nach den gleichen, inzwischen veralteten Methoden und entwickeln sich nicht weiter. Berufsanfänger mit solider Ausbildung können im Bereich Hundeschule durchaus weiterhelfen!
- Nicht jeder kann und muss alle können!
Die Trainer*innen sollten aber auch ihre Grenzen kennen und in der Lage sein einzuräumen, wenn sie diese erreicht haben. Der „Überweisung“ an einen/eine entsprechend qualifiziertere und/ oder erfahrenere Kolleg*in sollte im Fall der Fälle keine Probleme bereiten. Als Hundetrainer*in zu arbeiten ist eine verantwortungsvolle Aufgabe und es sollte nicht darum gehen einen Hund auf Biegen und Brechen wieder „hinzu bekommen“.
- Aktuelle Wissensvermittlung ist gefragt!
Die Trainer*innen sollten immer auskunftsfreudig sein und sich bemühen, ihren Kund*innen so viel (aktuelles!) Fachwissen wie nur möglich zu vermitteln. Veraltete Theorien zur Dominanz oder Rangreduktionsregeln gehören in den Mottenschrank. Übungen müssen im Aufbau genau erklärt und Fragen müssen kompetent beantwortet werden. Das Ziel jeder Hundeschule sollte sein, dass die Absolvent*innen ohne Hundeschule auskommen. Ausgenommen davon sind natürlich Aktivitäten wie Hundesport, die gerne in der Gruppe erarbeitet werden.
- Methodenvielfalt und individuelles Arbeiten!
Die Trainer*innen sollten in der Lage sein, flexibel und kreativ an Probleme in Ausbildung und Verhalten des Hundes heranzugehen. Nicht jede Lösung und „Methode“ eignet sich für jeden Hund. Rassendisposition und Lernerfahrung des Hundes müssen berücksichtigt werden, um ein optimales Lernergebnis zu erreichen. Hintergründe und Ursachen bei Problemverhalten müssen individuell analysiert werden, um zu einer dauerhaften Lösung zu kommen. Die Trainer*innen sollten aber auch gegebenenfalls darauf hinweisen, dass sich nicht alles „reparieren“ lässt. Besonders schmerzhafte oder angstvolle Erfahrungen in den frühen Sozialisierungsphasen lassen sich nicht völlig umpolen. Es ist jedoch oftmals möglich, akzeptable Lösungswege zu erarbeiten, die ein harmonisches Zusammenleben wieder ermöglichen.
- Austausch und Weiterbildung gehören dazu!
Ständige Weiterbildung und die regelmäßige Überprüfung der eigenen Trainingsmethoden und deren (Aus-)Wirkungen sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Supervisionen und der Austausch unter Kolleg*innen spielen eine große Rolle, wenn es um die Qualitätssicherung in der Trainerarbeit geht. Inzwischen gibt es einige Netzwerke und Verbände, die diesen Austausch Ihren Mitglieds-Hundeschulen ermöglichen.
- Lasse dich und deinen Hund nicht überfordern!
Die Trainer*innen müssen in der Lage sein zu erkennen wann Hund und/oder Mensch eine Pause brauchen. Sehr häufig werden beide hoffnungslos überfordert und gehen anschließend verunsichert und frustriert nach Hause. Unter starkem Stress können weder Hund noch Mensch effizient lernen.
- Lehne eine stationäre Ausbildung ab!
Eine stationäre Ausbildung ohne Hundebesitzer*in sollte abgelehnt werden. Die angeblich sorgfältige Einweisung von 1-5 Tagen nach dem Training kann dem Hundebesitzer niemals vermitteln, in welchen Einzelschritten der Hund die Trainingsziele erlernt hat und als Hundebesitzer*in hat man keinerlei Kontrolle darüber, wie der Hund erzogen wurde. Hinzu kommt als großer Nachteil: Der Hund lernt, die Übungen mit der Trainer*in auszuführen, statt mit seiner Besitzer*in.
- Das Verhalten des Hundes ist der beste Gradmesser!
Beobachte deinen Hund – er sollte nicht nur gern, sondern mit Freude in seine Schule gehen! Doch Achtung: Aufregung ist nicht immer gleich Freude! Eine Hundeschule, die der Hund auch nach einigen Trainingsstunden nur unsicher und/oder widerstrebend besucht und deutliche Anzeichen von Stress zeigt, sollte verlassen werden. Die Hunde selbst sind oft der sicherste und auch verräterischste Indikator für die Qualifikation des/der Trainer*in und die Qualität der Schule.
- Schnupperstunden nutzen!
Frage nach einer unverbindlichen Schnupperstunde (ohne deinen Hund!), um dir ein genaues Bild über die Ausbildungsweise der Hundeschule zu machen. Eine seriöse Hundeschule wird gern einen Einblick in das Training gewähren und alle Fragen beantworten. Die genaue Beobachtung der teilnehmenden Hunde in dieser Stunde und ihre gezeigten Stress-Signale hilft bestimmt weiter…
- Und letztendlich: Höre auf deinen Bauch!
Widerstrebt etwas im Training mit dem Hund, dann führe die Anweisungen des/der Trainer*in nicht aus! Lasse dich nicht durch die Gruppendynamik unter Druck setzten oder weil es bei euch vielleicht noch nicht so toll klappt wie bei den anderen. Jedes Mensch-Hund-Team ist individuell und sollte dementsprechend gefördert werden. Solltest du anderer Meinung als der/die Trainer*in sein und das Gefühl haben, dass die geforderte Arbeitsweise nicht gut für deinen Hund ist – auch wenn du nicht argumentieren kannst warum – so setzte dich zum Wohle deines Hundes durch und setzen das Training so nicht fort. Hinterfragen!!
Dieser Text stammt von unserem Kooperationspartner Internationaler Berufsverband der Hundetrainer:innen und Hundeunternehmer:innen (IBH) e.V. –> www.ibh-hundeschulen.de